
Da treffe ich den Sascha Lobo, den deutschen Internetversteher und -erklärer schlechthin, im Frankfurter Zoo vor dem Pinguin-Haus und mir fällt keine Frage ein. Etwas, was ich hier auf dem Blog verwursten könnte. So was Netzpolitisches von epochaler Tragweite für unsere digitale Gesellschaft der Zukunft eben. Gerne was mit Medien. So was, was der Peter Turi retweeten würde oder wo netzpolitik.org verlinken würde. Auf meinen Blog. Mit dem Lobo. Das wär’s.
Mist aber auch, schließlich soll’s hier im Blog ja um Medien, Internet und diese digitale Sache gehen. Und jetzt, ich hab den Blog gerade angeschoben, kann Widget von Theme unterscheiden, weiß, dass bei WordPress nichts gedruckt wird, da steht der Lobo vor mir. Hat zwei Minuten Zeit. Und mir fällt nix ein. Ärger. Grübel. Grmpf.
Der Lobo, der hat ja auch schon so viel zu diesem Internet gesagt. Und wie sieht er das mit den Medien, der Zukunft und so? Hm. Hat er bestimmt auch schon was zu gesagt. Hätte mir doch das neue WIRED-Magazin kaufen sollen. 4,50 Euro. Da ist der Lobo auf dem Titel. Gibt’s am Hauptbahnhof. Jetzt steht er hier.
Der Lobo, der schreibt Bücher und hält Vorträge über das Internet. Der ist quasi das Internet. Und jetzt hier. Analog. Irrational.
Der Lobo, der hat dieses Jahr bei der re:publica abgesagt, diesem Internet-Powwow in Berlin. Da sind alle, denen die CeBIT in Hannover zu spießig und die SXSW in Texas zu weit und teuer ist. Und jetzt würde er exklusiv bei mir sprechen.
Der Lobo, der war ein Kumpel vom Wolfgang Herrndorf. Lobo hat ihn gezwungen einen Blog zu schreiben. Als er so krank wurde. Da ging das mit der Literatur-Karriere vom Herrndorf erst richtig los – bevor er sich erschoss. Berliner Bohème. Der Lobo. Jetzt ist er hier in Frankfurt. Pinguin-Haus. Provinz. Denkt er bestimmt.
Der Lobo, der war schon Internet-Darsteller in allen deutschen Talkshows. So ’ne Art digitaler Bosbach. Jetzt steht er hier und ich könnt’ ihn was für meinen Blog fragen.
Der Lobo, der ist so progressiv, der hat seine Frau bei Twitter kennengelernt. Ja, bei Twitter. Nicht bei irgendeinem prolligen Neu-, Parship- oder Elite-Dings. Bei Twitter. Die Meike. Schreibt kluge Sachen. Hier. Ich hab meine noch analog angesprochen. Mehr als 140 Zeichen. Der Lobo: bei Twitter.
Ein Pfau stolziert vor dem Pingiun-Haus an uns vorbei.
Pfau. Federn. Lobo.
Soll ich ihn was zur Frisur fragen? Heute ist Orkan. Niklas. Ne, kannste nicht machen. Obwohl, das Rot war schon leuchtender. Nein, das Thema ist ausgelutscht. Seit zehn Jahren. Kann er bestimmt nicht mehr hören. Wird vielleicht zickig. Reist ab. Risiko.
Außerdem: Äußerlichkeiten soll man ja nicht und so. Keine Unterschiede mehr. Gender. Da sind die in Berlin ganz vorne. Alle gleich. Alles schwierig. Wobei: Gender ist eher sozial, oder? Egal. Vielleicht ist’s doch die Sache mit den Altbauwohnungen in Prenzlberg. Da wohnt der Lobo bestimmt auch. Lieber kein Risiko.
Der Lobo, der sagt aber auch immer so tolle Sachen. Wenn ich bloß ’ne Frage hätte.
Wenn der Lobo was zum Internet sagt, das ist immer so perfekt, so gewichtig. Abgestimmt mit Gestik und Mimik. Das hat Bezug zur Literatur, zur Philosophie. Der Lobo sagt nur Adorno. Dann traut sich eh keiner mehr nachzufragen. Nicht mal in Frankfurt.
Wenn der Lobo was zum Internet sagt, das ist wie ein perfekt gehauener, riesiger Steinquader, der dann vom Himmel herab auf die Erde rauscht. Wumms. Da liegt er. Riesen Staubwolke.
Und wenn ich noch was fragen würde: wieder Steinquader vom Himmel. Wumms. Staubwolke.
Jahre späte, wirklich Jahre – der Lobo macht beruflich längst was ganz anderes, vielleicht was solides, ohne Internet, wer weiß, vielleicht mit Tieren – also Jahre später, da lichtet sich für uns Sterbliche, die nur an einem Grundkurs „Basic-Programmierung für C64“ teilgenommen haben, ja, da lichtet sich diese Staubwolke von den ganzen Steinquadern. Wir sehen diese perfekte Pyramide da stehen. Im Sonnenlicht. Glatte Seitenflächen. Der Schlussstein sitzt. Da steht sie, da wo der Lobo immer was zum Internet gesagt hat.
Wahnsinn.
Mir fällt noch immer nix ein. Gleich sind auch die zwei Minuten um.
Obwohl. Pfau.
T i e r e
Tiere?
Tiere!
„Tiere gehen immer“, hat schon vor 20 Jahren mein Ausbildungsredakteur in der Lokalredaktion gesagt. Der Rainer. „Mein Junge, alte Journalisten-Weisheit: Tiere und T***** gehen immer.“
O.K.
Nur Tiere.
Wegen Gender und so. Nein, das war Femen.
„Herr Lobo, wir machen was mit Tieren!“
„Sascha. Ich bin der Sascha. Bin auch Blogger.“
Hach. Schmacht. AUCH Blogger. Puh. Das geht runter.
„Ralph. Angenehm. Ralph“
„O.K, Sascha, ich frag Dich jetzt was zu Tieren. Hier, wo kein Wind ist. Vorsicht, der Pfau.“
ACHTUNG, AUFNAHME! (iPhone. Ohne externes Mikro. Ton suboptimal. Sorry. Der Richard Gutjahr, auch Blogger, schreibt, man soll sich ein externes Mikro kaufen. Über seinen Link. Bei Amazon. Damit er fünf Cent bekommt. Affiliate heißt das. Mach ich noch.)
Mist. Wie krieg ich den Pfau noch mit ins Bild?
Egal.
AUFNAHME!
Ach, blöd. Jetzt hab’ ich ihn wieder gesiezt, wo er mir doch das Du angeboten hatte.
Der Lobo, jetzt hat er was zu Tieren gesagt. Die guckt er mit der Frau Meike. Ganz analog. Nur Natur. Ohne Twitter. Macht aber bald ’n Blog drüber. Im Internet. Überraschung. Das bringen die bestimmt bei Turi2 und bei Netzpolitik.org. Läuft bei Dir. Check. Klicks.
Danke, Sascha!
„Noch ’n Selfie?“
„Klar!“
Alter Schwede. Ich muss zum Friseur.
PS: Der Sascha war später noch auf einer Veranstaltung des Frankfurter Presseclubs im Exotarium des Zoos. So ’ner Netzwerk-Kiste. Mit Namensschildern, Pinot Grigio und Laugenstangen. Da hat er noch was zu diesem Internet, den Medien und der digitalen Sache gesagt. 1 Stunde, 14 Minuten und 52 Sekunden lang.
Ich schreibe dazu die Tage noch einen Blogpost.
Wobei, das mit den Tieren hier wird eh besser geklickt.
#Streichelpfau
#Schneeeule
#Dinosaurier
#Krillkrabbe
#Rhinozeros
PSPS:
Liebe Stadt Frankfurt,
liebe Zoologische Gesellschaft,
liebe Deutsche Bank und ihr anderen Banken in Frankfurt,
nehmt doch bitte mal einen richtig, richtig dicken Batzen Geld in die Hand und steckt ihn in den Zoo. In das Pinguin-Haus. Der Bernhard Grzimek rotiert sonst irgendwann im Grab.
Bitte!
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Köstlich, hab mich königlich amüsiert. Und den Pfau hattest du doch im Vordergrund 😉
Danke Dir!
wunderbar! du hast es p-faustdick hinter den ohren, herr menz.