
Udo Ulfkotte ist ein Getriebener. Gejagt von der eigenen Mission. Sein Albtraum: Der Islam gewinnt eines Tages in Europa die Überhand. Er schreibt Bücher, polemisiert im Internet gegen den Islam und hält unermüdlich Vorträge. Fast täglich. Die Säle sind voll. Für seine Anhänger ist er ein politisch Unkorrekter, ein Aufrechter, der die Dinge beim Namen nennt. Für seine Kritiker ein politischer Grenzgänger, ein konservativer Aufstachler. An Ulfkotte scheiden sich die Geister. Für seine Truppen im Kampf gegen die Islamisierung Europas hat er einen Verein gegründet. Anerkannt gemeinnützig, betont er. Rund 500 sind nach eigenen Angaben binnen weniger Monate Mitglied bei „Pax Europa“ geworden und wollen die Werte der christlich-jüdischen Kultur vor dem Halbmond retten. Rund 1000 Förderer sollen regelmäßig spenden. Seine Bastion ist Wetzlar.
Herr Ulfkotte, Sie haben große Ziele und wollen nicht weniger, als ganz Europa vor der Islamisierung bewahren. Wie sind Sie mit Ihrem Verein im mittelhessischen Idyll gelandet?
Udo Ulfkotte: Das hatte mit einem privaten Umzug zu tun. Ich habe in Wetzlar ein Unternehmen angemeldet. Daher hat dort der Verein seinen Sitz gefunden. Wir sind bundesweit aktiv, es hätte auch jeder andere Ort sein können.
Vom Verein gibt es im Internet nur eine Postfachanschrift, nur der geschäftsführende Vorstand ist namentlich benannt, vom Vorsitzenden gibt es nur eine Handynummer. Ihren Wohnort halten Sie geheim. Warum so konspirativ?
Ulfkotte: Wir hatten einen Briefkasten in der Steinbühlstraße 1 in Wetzlar. Es gab dort Postschwund und Vandalismus. Nach der Umstellung auf das Postfach ist nichts mehr passiert. Als ich den Verein gründete, stand ich nach islamkritischen Buchveröffentlichungen unter Polizeischutz. Daher die Zurückhaltung mit meinen persönlichen Daten in der Öffentlichkeit.
Kommt es gelegen, dass mit der Aura der Bedrohung bei Ihrem Thema die Glaubwürdigkeit steigt?
Ulfkotte: Nein, das ist nicht beabsichtigt. Wir gehen ja wieder den umgekehrten Weg. Wir sind dabei, Landesverbände und -geschäftsstellen zu gründen. Wir zeigen Gesicht und gehen in die Öffentlichkeit.
Gibt es neben dem Wetzlarer CDU-Landtagsabgeordneten Hans-Jürgen Irmer, der sich auf seiner Homepage zur „Pax Europa“- Mitgliedschaft bekennt, weitere prominente Unterstützer?
Ulfkotte: Die gibt es schon, aber die wollen ihr Gesicht nicht öffentlich zeigen.
Es traut sich sonst keiner, öffentlich zu den Zielen und Werten des Vereins zu stehen?
Ulfkotte: Nein, von den Prominenten nicht.
Das ist aber erstaunlich, oder?
Ulfkotte: Ja, erstaunlich.
Spielen Sie mit dem gebetsmühlenartigen Beschwören einer islamistischen Gefahr Rechtsextremisten in die Hände?
Ulfkotte: Eindeutig. Nur: Wir schmeißen sie aus dem Verein raus. Wir grenzen uns klar gegen Rechtsradikale ab.
Wie?
Ulfkotte: Indem wir etwa eine angemeldete Großdemonstration gegen die schleichende Islamisierung Europas in Köln mit dem Schriftsteller Ralph Giordano als Redner abgesagt haben, weil die Polizei belegt hatte, dass Neonazis diese Demo ausnutzen werden. Das wollen wir nicht. Wir wollen keine Bilder, wo oben auf der Bühne der Holocaust-Überlebende Ralph Giordano steht, das „Pax Europa“-Transparent darüber hängt und vor der Bühne kahlgeschorene Neonazis mit eintätowierten SS-Runen stehen. Diese Idioten wollen wir nicht.
Bei der Organisation einer Großdemo in Brüssel haben Sie aber mit Vertretern von „Vlaams Belang“, einer separatistischen und fremdenfeindlichen Gruppierung in Belgien, zusammengearbeitet. Wie passt das?
Ulfkotte: Die Demonstration war von uns zum 11. September angemeldet und wurde später aus Sicherheitsgründen verboten. „Vlaams Belang“ hatte öffentlich zur Teilnahme aufgerufen und auch die eigene Teilnahme angekündigt. Das wollten wir nicht, wir haben Gespräche mit ihnen geführt, konnten dies nach belgischem Recht aber nicht verhindern. Es war also nicht so, dass „Vlaams Belang“ uns bei der Organisation unterstützt hätte. Richtig ist, „Vlaams Belang“ hat uns nach dem Verbot einen Rechtsanwalt vermittelt, der aber nicht „Vlaams Belang“- Mitglied war. Der Grund war, wir hatten keinen anderen.
Wie stehen Sie zu den diskutierten Moschee-Bauten in Köln oder Frankfurt-Hausen?
Ulfkotte: Ich habe im Rahmen der Religionsfreiheit nichts gegen Gebetsräume. Der Islam ist jedoch nicht nur eine Religion, sondern auch politisches, juristisches und gesellschaftliches System. Eine Moschee ist daher immer auch Ort der politischen Agitation. Da ich gegen den politischen Islam und für Religionsfreiheit bin, bin ich gegen den Moschee-Bau in Europa.
Sind Sie mit Moslems befreundet?
Ulfkotte: Ja, mit sehr vielen. Und viele verstehen nicht, warum wir so viel von unseren Werten aufgeben.
Liegt die Bedrohung durch den Islam, die Sie zu beobachten glauben, in der Stärke des Islam oder in der Schwäche der christlich-jüdischen Gesellschaft begründet?
Ulfkotte: Wir haben einen Werteverfall und merken nicht, dass das nicht alle attraktiv und sexy finden. Das kann ich aber nicht Muslimen vorwerfen. Wir müssen uns selbst einen Spiegel vorhalten.
Unterscheiden Sie zwischen Islam und Islamismus?
Ulfkotte: Nein. Die politisch korrekte Antwort kann ich Ihnen nicht geben. Das ist Wunschdenken.
Ist jeder Selbstmordanschlag im Namen des Islam eine Bestätigung für Ihre Thesen? Kommt da eine klammheimliche Freude auf?
Ulfkotte: Im Gegenteil. Es kommt Freude auf, wenn ich sehe, wie viele Leute sich für unsere News und eine kritische Sichtweise auf den politischen Islam interessieren.
Besteht die Gefahr einer verzerrten Sichtweise auf ein Thema, wenn man nur das Schlechte und Kritische aus der islamischen Welt berichtet, so wie Sie es etwa auf ihrer Homepage unter www.akte-islam.de tun?
Ulfkotte: Absolut. Das ist auch so gewollt. Wenn ich eine Homepage gegen Kernkraft machen würde, kann mir niemand vorwerfen, dass ich dort Störfälle in Kernreaktoren sammele. Ich sammele Störfälle des politischen Islam. Ob das politisch korrekt ist, interessiert mich nicht.
Das Internet gilt als Kampfplatz radikaler Islamisten. Wollen Sie eine Gegenfront aufbauen?
Ulfkotte: Nein. Das Internet ist ein wundervolles Medium, um Menschen zu erreichen, die man in der Vergangenheit nicht erreicht hat. „Pax Europa“ hatte eine sehr schlechte Presse. Im Internet können sich Menschen ein eigenes Bild von uns machen.
Wollen Sie noch wie angekündigt eine Partei gründen?
Ulfkotte: Ich habe viele Veranstaltungen bei der CDU und dort merkt man, was an der Basis los ist. Ich denke, die CDU wird sich stärker dieser Thematik annehmen. Daher ist eine Parteigründung nicht notwendig. Ich sehe in anderen europäischen Ländern, dass es politisch sehr erfolgversprechend ist, sich für das Thema zu engagieren. Das haben wir gerade in der Schweiz erlebt.
Sie bieten als Unternehmer und Berater Sicherheitsmanagement an. Leben Sie von der Bedrohung, die Sie selbst beschwören?
Ulfkotte: Nein. Ich beschäftige mich dabei mit der Abwehr von Wirtschaftsspionage. Das ist etwas völlig anderes.
Der Staat reagiert auf Terrorbedrohung mit Sicherheitsgesetzen, der Einschränkung bürgerlicher Freiheiten und einer Datensammelwut. Haben die Feinde unserer Gesellschaftsordnung mit dieser Selbstbeschneidung schon ein kleines Ziel erreicht?
Ulfkotte: Nein, aber das Ganze ist nicht nötig. Mit Videoüberwachung verhindere ich keinen Selbstmordanschlag. Es hat mit Terrorabwehr nichts zu tun, nachher sagen zu können, wer sich wann und wo in die Luft gesprengt hat und ich das Ganze noch gefilmt habe.
Was also tun?
Ulfkotte: Wenn ich Terrorismus verhindern will, muss ich ganz woanders anfangen. Wenn wir ein Problem mit Aids, Rechtsextremismus, Alkoholismus oder Geflügelpest haben, dann starten wir eine Aufklärungskampagne und beschäftigen uns an Schulen damit. Beim Thema radikaler politischer Islam machen wir das nicht. Stattdessen verschließen wir die Augen. Mir ist nicht eine Schule in Europa bekannt, die über Gefahren des politischen Islam aufklärt. Junge Menschen, die damit konfrontiert werden, werden alleine gelassen. Alles, was die Behörden tun, ist nach Geld für Überwachung zu rufen. Es ist politisch so gewollt, zu sagen: Das Problem haben wir gar nicht.
Zur Person:
Udo Ulfkotte (47) studierte in Freiburg im Breisgau und London Rechtswissenschaften und Politik und arbeitete nach seiner Promotion von 1986 bis Ende 2003 in der außenpolitischen Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und lebte zwischen 1986 und 1998 überwiegend in islamischen Staaten.
Ulfkotte hat mehrere Bücher vor allem zu den Themen Geheimdienste und Islamismus geschrieben, die zum Teil umstritten sind. Darüber hinaus ist die Auseinandersetzung mit dem Islam eine zentrales Thema seiner publizistischen Tätigkeit.
Das im März 2003 vom Frankfurter Eichborn Verlag veröffentlichte Buch „Der Krieg in unseren Städten“ musste vor dem Hintergrund eines Antrags der „Islamischen Föderation“ auf einstweilige Verfügung beim Berliner Landgericht noch im selben Jahr vom Markt genommen werden.
Gemeinsam mit anderen gründete Ulfkotte im Dezember 2006 den Verein „Pax Europa“ mit Sitz in Wetzlar. Nach eigenen Angaben will man unabhängig von parteipolitischen Interessen die „christlich-jüdische Tradition“ der europäischen Kultur bewahren und für eine „Aufklärung der Öffentlichkeit“ sorgen. Zentraler Gegenstand dabei ist die Auseinandersetzung mit dem Islam und dem Islamismus. Ulfkotte hält regelmäßig Vorträge zu den Themen Islamismus, Terrorismus, EU-Osterweiterung und Kriminalität. Zudem betreibt er mehrere islamkritische Internetseiten.
(Das Interview erschien am 2. Dezember 2007 in der Wetzlarer Neuen Zeitung)
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Früher hat man Verbrecher eingesperrt.
Heute lässt man sie die Welt regieren.
50 Prozent der dummen deutschen Schafe
merken das gar nicht.